Im Jahr 2013 überließ Manfred Zentgraf, Gründungsmitglied der Fränkischen St. Jakobus-Gesellschaft Würzburg e. V. und Redakteur der Vereinszeitschrift „Unterwegs im Zeichen der Muschel“, der Diözesanbibliothek Würzburg im Rahmen eines Schenkungsvertrags seine umfangreiche Privatsammlung zu Jakobus, Jakobusverehrung, Jakobsweg und Pilgerwesen.
Bestand, Umfang und Inhalte
Die Sammlung umfasst aktuell mehr als 2.000 Monographien sowie mehrere Zeitschriftenreihen und ist damit die wohl umfangreichste ihrer Art in Deutschland. Inhaltlich deckt sie das komplette Spektrum des Pilger- und Wallfahrtswesens in Europa (und sogar darüber hinaus) ab, wobei Jakobusverehrung, Jakobsweg sowie das Thema Wallfahrt und Pilgern im Allgemeinen einen besonderen Schwerpunkt bilden. So finden sich darin eine Vielzahl an Wegführern und Pilgerberichten, vor allem zu den Jakobswegen in Spanien, Frankreich und Deutschland, ferner Kunstreiseführer, Fotobildbände, Kirchenführer, Wegbegleiter für Pilger mit spirituellen Impulsen, Romane, die das Thema Jakobsweg verarbeiten, aber auch Pilgerführer zu anderen bedeutenden Wallfahrtszielen der Christen wie Rom und Jerusalem. Hinzu kommen wissenschaftliche Abhandlungen zur Volksfrömmigkeit und Volkskultur im Mittelalter sowie einschlägige Texteditionen und Bibliographien. Eine Besonderheit dabei ist der große Anteil an fremdsprachiger Fachliteratur, was der Sammlung eine internationale Ausrichtung verleiht. Eine besondere Bereicherung, und das nicht allein für die Diözesanbibliothek, besteht darin, dass ein beachtlicher Teil der Buchtitel damit erstmals in einem öffentlich zugänglichen Bibliotheksbestand in Deutschland nachgewiesen ist. Die Sammlung wird vom Schenker zudem laufend mit Neuerscheinungen zum Thema ergänzt.
Besonderheiten
Die Sammlung enthält unter anderem ein Faksimile des Codex Calixtinus, auch als „Jakobsbuch“ oder „Liber Sancti Jacobi“ bekannt, das 1993 bei Kaydeda Ediciones erschien und eines von weltweit nur 995 hergestellten Exemplaren ist; das Original wird im Archiv der Kathedrale von Santiago de Compostela aufbewahrt. Der Codex Calixtinus ist eine Sammlung von Handschriften aus dem 12. Jahrhundert, deren Urheberschaft irrtümlicherweise Papst Calixtus II. zugeschrieben wurde. Er gilt als zentrales Dokument zum hochmittelalterlichen Jakobskult und trug nachhaltig zur Förderung und Verbreitung der Jakobusverehrung in Europa bei. Der fünfte Teil der Sammelhandschrift beschreibt unter anderem die verschiedenen Routen nach Santiago de Compostela und bietet neben allgemeinen Ausführungen zum Pilgeralltag zahlreiche weitere Informationen, beispielsweise zu Kirchen und Pilgerherbergen; daher wird die Handschrift auch als der früheste Pilgerführer zum Jakobsweg angesehen.