Matthias Ehrenfried leitete von 1924 bis 1948 unter schwierigsten äußeren Bedingungen das unterfränkische Bistum Würzburg. Sein Episkopat umfasste die unruhige Zeit der Weimarer Republik, die konfliktreichen Jahre des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs sowie die schwierige Phase des Neubeginns nach 1945. Ehrenfried wurde am 3.8.1871 in Absberg (Bistum Eichstätt) in bäuerlichen Verhältnissen geboren. Seine spirituelle Prägung und priesterliche Ausbildung erhielt er an dem von Jesuiten geleiteten Germanicum in Rom. Ab 1900 lehrte er bis zu seiner Bischofsernennung als Professor an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Eichstätt. Ehrenfried wird als überzeugter Jesuitenschüler, als traditionsgebundener und geradliniger Mensch charakterisiert. Die katholische Kirche und damit das Bistum Würzburg erhielt in den 1920er Jahren durch die Weimarer Verfassung bzw. das Bayerische Konkordat günstige Entfaltungsmöglichkeiten. Zentrale Themen Ehrenfrieds waren in dieser Zeit die Aus- und Weiterbildung des Klerus, die Exerzitienbewegung, das katholische Vereinsleben sowie das Laienapostolat. In diesem Kontext sind zu nennen die Eröffnung des Diözesan-Exerzitienheims Himmelspforten 1926 sowie die Diözesansynode 1931. Aus seinen monarchistischen, konservativen theologischen und kirchenpolitischen Grundüberzeugungen speiste sich Ehrenfrieds grundsätzliche Ablehnung der nationalsozialistischen Ideologie. Von einem unerschütterlichen Glauben und Gottvertrauen getragen, setzte er sich in der NS-Diktatur konsequent für den Erhalt der ihm anvertrauten Ortskirche, für ihre Priester, Gläubigen und Einrichtungen ein und verteidigte vor allem in Hirtenbriefen vehement die Heilsnotwendigkeit der Kirche. Absolute Handlungspriorität in der unmittelbaren Nachkriegszeit hatten für Ehrenfried die Wiederbelebung des kirchlich-religiösen Lebens mit dem Ziel der Rechristianisierung der Gesellschaft, die caritative Hilfe für Ausgebombte, Flüchtlinge und Vertriebene sowie angesichts des wachsenden Priestermangels die Reorganisation der Klerusausbildung.
Der Vortrag von Prof. Dr. Wolfgang Weiß, Prof. für Fränkische Kirchengeschichte und Kirchengeschichte der neuesten Zeit an der Universität Würzburg und Vorsitzender des Würzburger Diözesangeschichtsvereins, beleuchtet die Herkunft Ehrenfrieds, sein Wirken als Bischof, seine Rolle in der NS-Zeit und seine Auswirkungen auf die Kirchenentwicklung bis heute.
Auch die Ausstellung im Foyer von Archiv und Bibliothek des Bistums Würzburg, die ausschließlich Dokumente und Objekte aus den Beständen und Sammlungen des Diözesanarchivs präsentiert, nimmt nicht nur Ehrenfrieds zeitgeschichtlich wohl am meisten interessierende Amtszeit zwischen nationalsozialistischer Machtergreifung 1933 und Zusammenbruch 1945 in den Blick, sondern auch seine Bischofsjahre davor und danach. Vortrag und Ausstellungseröffnung zum 70. Todestag von Bischof Matthias Ehrenfried erfolgt in Kooperation zwischen Matthias-Ehrenfried-Haus, Würzburger Diözesangeschichtsverein sowie Archiv und Bibliothek des Bistums Würzburg.
Ausstellungseröffnung: 6. Juni 2018
Ausstellungsdauer: 6. Juni bis 14. August 2018
Ausstellungsort: Foyer von Archiv und Bibliothek des Bistums Würzburg
Aussteller: Archiv und Bibliothek des Bistums Würzburg